Multiorchester
*„Schriefls inhaltliches Schelmentum ist ein volltönendes Vergnügen für den Intellekt, und es funktioniert nur deshalb so stimmig, weil die Six Alps & Jazz ein Hochleistungsensemble ist, das von den fliegenden Instrumentenwechseln bis zum Akzentdetail den Wahnwitz des Experiments in Wirklichkeit übersetzen kann. So kommt der alte Ludwig doch noch zu seinem Jubiläums-Recht einer wohlmeinend ungehörigen Adaption.“* Ralf Dombrowski/JazzZeitung

Jazz, Jam & Beethoven - Wäre Beethoven ein Jazzer geworden, wenn er damals die Wahl gehabt hätte? Matthias Schriefl geht mit seinem Multiorchester, bestehend aus einer Besetzung mit sieben Multiinstrumentalisten, dieser Frage intensiv und einfallsreich nach.

Die Art, mit welcher Beethoven in seiner enormen Schaffenskraft Ideen frei fließen ließ und mit humorvoller Leichtigkeit Überraschungsmomente in seine Kompositionen einwob, entspricht sehr der Arbeit heutiger Jazzkomponisten. Schriefl bezieht sich bei seinen originellen Arrangements vor allem auf den jugendlich-genialen überschäumenden Revoluzzer Beethoven, der es liebte, in Klavier-Improvisationen davon zu schweben. Er geht dabei auch auf ein weiteres Merkmal der Musik Beethovens ein: die häufige Wiederholung von Motiven, zum Teil wie in Loops. Schriefl entwickelt dazu Begleit-Rhythmen, um Beethoven-Fragmente zeitgemäß wieder zum Grooven zu bringen – im ähnlichen Modus, wie diese damals von den tanzmusikalisch ausgebildeten Musikern wahrscheinlich interpretiert wurden. So wie Beethoven das freie Improvisieren und Fantasieren auf dem Instrument liebte, nutzen die großartigen Solisten der Band seine Motive heute als Basis für waghalsige Improvisationen. So wird den Kompositionen Beethovens das zurückgegeben, was ihnen durch die häufige Aufführung genommen wurde: das Überraschungsmoment, ein revolutionäres Hörerlebnis im Hier und Jetzt.


Stadtgarten Köln 6.11.´20 Live-Stream


“Verweilen kann man ohnehin nicht, sofort geht die Formation jazzig in „Für Elise" über oder verwandelt sich auch mal in Rammstein. Dazu gibt es Beatboxen, das so echt klingt, dass man ein Becken hört, das es gar nicht gibt. Und dann wieder Jazz pur, Beethoven, Charly Parker, kurz ist eine Brass Band zu hören. Ein Ritt quer durch die Musikgeschichte, ein Konzert so spannend wie ein Krimi, weil man
nie weiß, was als nächstes kommt.”
Cosima Schade / DIE RHEINPFALZ, Di., 9.9.2025


“Von Jazz über zeitgenössische Kammermusik bis zu indischen und afrikanischen Strukturen sind alle Möglichkeiten dabei, die sich heutzutage bieten. Wenn das keine Weltmusik ist! Was das für Vollblut-Musiker sind, zeigt sich auch, als sie die Instrumente weglegen und vier- oder fünfstimmig alte Allgäuer Lieder intonieren, und zwar in anspruchsvollen Sätzen blitzsauber intoniert. Das soll ihnen erst mal jemand nachmachen.
Schafft es Schriefl schon in seinen Kompositionen für eine fesseinde Balance zwischen Tiefgang, Humor und Kurzweil zu sorgen, so sind seine Moderationen die zweite Säule dieses Programms. Wie er ernsthafte Erläuterungen immer wieder ins Fantastische, ja Absurde, abkippen lässt und so ständig zwischen der „echten" und seiner inneren Realität jongliert, das würde als eigenstandiges Kabarett-Programm durchgehen.”

Markus Noichl / Allgäuer Zeitung, Mittwoch, 10.9.2025

“Das Konzert im Stadtgarten Köln vom 6.11. 2020 war, um es vorweg zu nehmen eine Wucht. Ein Septett für Beethoven mit wunderbaren und mitreißenden Arrangements von Matthias Schriefl. (...)– die sieben Spitzenmusiker standen Corona-bedingt weit auseinander und das tat der Sache keinen Abbruch. Von Beethoven ist bekannt, dass er dem Metronom sehr positiv gegenüberstand. Bei diesem Konzert stand der Schlag unsichtbar in der Mitte, von allen respektiert und so kam es zu einem atemberaubenden Zusammenspiel. Beethoven hat ein sehr schönes Septett geschrieben. Wie ich gerade höre, hat er das Konzert vom Himmel aus gehört und ist nun vor lauter Begeisterung dabei ein weiteres zu schreiben. Wünschen wir ihm Glück, dass es so schön und lebendig sein möge wie das gerade in Köln gehörte.”
Henning Trübsbach (Stimmführer der 2. Violinen vom Stuttgarter Kammerorchester), 9.11.2020


“…fordert es mit wild komplexen Arrangements heraus, die farblich, rhythmisch, strukturell die Vorlagen neu sortieren, oft haarscharf an der Gernegrenze zur Satire entlang, die Schriefl aber souverän nicht überschreitet. Die „Pathétique“ wurzelt dabei mal in louisianischen Sümpfen, um zu Gil-Evans’schem Klangschillern überzuleiten oder dem Pathos den Groove zur Seite zu stellen. Eine „Elise“ wird zum Powerstück zerhäckselt und der Götterfunke mit reichlich Emphase in den Raum gerufen.” Ralf Dombrowski / JazzZeitung


“Matthias Schriefl wurde ja nicht ohne Grund in diesem Jahr mit dem Weltmusikpreis RUTH ausgezeichnet.“ Holger Beythien / DLF


“Tradition, Innovation und eine schier überbordende Spiellaune gehen bei ihm eine qualitativ hochwertige wie fantasievolle Symbiose ein.” Die RUTH-Jury


“Matthias Schriefl ist der große Spaßvogel der deutschen Jazzgemeinde. Er versteht es, auf höchstem technischem Niveau sein Publikum mit Witz und großer Musikalität zu unterhalten. Der Trompeter kommt aus dem Allgäu, und seiner Heimat hat er in jüngerer Zeit immer wieder musikalische Denkmäler gesetzt.“ Jan Tengeler / DLF


Bericht im Deutschlandfunk


Musiker:
Matthias Schriefl (Trompete, Flügelhorn, Euphonium, Horn, Tuba, Alphorn, Ophicleide, Pikkolotrompete, Gesang), Johannes Bär (Tuba, Posaune, Euphonium, Trompete, Flügelhorn, Pikkolotrompete, Alphorn, Beatbox, Gesang), Gregor Bürger (Fagott, Tenorsaxofon, Klarinette, Bassklarinette, Baritonsaxofon, Gesang), Peter Heidl (Flöte, Altflöte, Piccolo, Tenorsaxofon, Klarinette, Gesang), Florian Trübsbach (Altsaxofon, Flöte, Klarinette, Altklarinette, Oboe, Piccolo, Schwegel, Zitter, Viola, Gesang), Sebastian Merk (Gitarre, Schlagzeug, Analoge Synthesizer), Alex Morsey (Kontrabass, Tuba, Sousaphon, Gesang)